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Abgrenzung in der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit - eine große Herausforderung

„Du musst Dich einfach abgrenzen in Deinem ehrenamtlichen Engagement!“ Diese Aussage hören viele Freiwillige, die sich in ihrer Tätigkeit oft überlastet fühlen. Darum widmen sich auch spezielle Fortbildungen, die landesweit immer wieder angeboten werden, diesem Thema, und doch scheint das Problem vielfach ungelöst zu sein.

Prof. Dr. Judith Lehnart (links) und Prof. Dr. Sophie Krossa (rechts) stellten die Ergebnisse der Studie vor. Bildmitte: Okka Senst, Ansprechpartnerin für die Begleitung und Unterstützung der Ehrenamtlichen, Aktiv für Flüchtlinge e.V. (© Aktiv für Flüchtlinge e.V.)

Problematiken der Abgrenzung in der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit sind ein wichtiges Thema, welches auch für die Fortsetzung des freiwilligen Engagements entscheidend sind. Vor diesem Hintergrund wollten wir gern eine erste wissenschaftliche Grundlage für die verschiedenen Bereiche der potentiellen Abgrenzungskonflikte ermöglichen, denn die Thematik der Abgrenzung ist eine zentrale Frage in der Unterstützung der Freiwilligen und führt auch unter Haupt-  und Ehrenamtlichen durchaus zu Konflikten. Wenn Freiwillige zu wenige hauptamtliche Ansprechpartner haben oder es zu wenig Beratungsstellen gibt, sind Problematiken der Abgrenzung vorprogrammiert.  

Durch einen kleinen Forschungsauftrag an die Professorinnen der Katholischen Hochschule Mainz, Prof. Dr. Sophie Krossa und Prof. Dr. Judith Lehnart, konnte eine erste Annäherung an dieses Thema möglich gemacht werden. Im Mittelpunkt des Interesses standen Ehrenamtliche, die mit Geflüchteten arbeiten. Grundlage der wissenschaftlichen Analyse waren Statements von sieben Ehrenamtlichen aus unterschiedlichen Orten in Rheinland-Pfalz, die in einer moderierten Gruppendiskussion in den Räumlichkeiten des AK Asyl- Flüchtlingsrat RLP e.V. gewonnen wurden. Dazu wurden die Teilnehmer*innen mit verschiedenen – bewusst kontroversen – Aussagen konfrontiert, die den Verlauf der Diskussion in Bezug auf im Vorfeld festgelegte Abgrenzungsdimensionen hin strukturierten. Frau Prof. Dr. Krossa war nicht überrascht von den vielfältigen Dimensionen, welche im Gespräch sichtbar wurden. Es wurde die Abgrenzung gegenüber Geflüchteten, anderen Ehrenamtlichen, professionell in der Arbeit mit Geflüchteten Tätigen, Behörden und Politik diskutiert. „Diese Themen kommen seit Jahren immer wieder in Gesprächen mit Ehrenamtlichen auf – hier haben wir sie nun systematisiert erfasst und damit der Auswertung und für weitere Anschlüsse zugänglich gemacht.“

Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse der Studie, dass Abgrenzung in der Arbeit mit Geflüchteten von Ehrenamtlichen auf vielen Ebenen als notwendig wahrgenommen wird. „Es gab vielfältige Ansätze über Reflexion, Differenzierung und Relativierung die Abgrenzungen zu überwinden. Diese Ressourcen sollten mit weiteren Studien bzw. Forschungsprojekten genauer untersucht werden, um letztlich sinnvolle Handlungs- und Praxiskonzepte zu entwickeln, präventive Maßnahmen vorschlagen zu können und die Arbeit der Ehrenamtlichen nachhaltig zu verbessern“ erklärte Frau Prof. Dr. Lehnart. „Wir freuen uns, dass hier die Koordinierungsstelle und die Forschung so gut zusammengearbeitet haben und grundlegende Erkenntnisse für die Wissenschaft und für die Weiterentwicklung der wichtigen Integrationsarbeit legen konnten“. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie ist unter dem nachfolgenden Link abrufbar.

⇒ Studie-Problematiken der Abgrenzung

 

Quelle: Aktiv für Flüchtlinge RLP „Begleitung und Unterstützung für Ehrenamtliche im Flüchtlingsbereich in RLP“  AK Asyl – Flüchtlingsrat RLP e.V.