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Patientensicherheit trotz Pflegemangel gewährleisten

Wissenschaftlerinnen der KH Mainz entwickeln mit internationalem Forschungsteam Lernangebote für Pflegemanager*innen im Umgang mit den Auswirkungen des Pflegemangels

Das Team des Forschungsprojektes NM4SAFETY an der KH Mainz (von links): Christina Ströhm und Prof. Dr. Renate Stemmer. (© KH Mainz)

In Kooperation mit Kollegen aus Italien, der Schweiz und Zypern arbeitet das Team des Forschungsprojekts NM4SAFETY der Katholischen Hochschule Mainz seit Oktober vergangenen Jahres an der Entwicklung von Lernangeboten zur Stärkung der Patientensicherheit durch die Förderung der Kompetenzen von Pflegemanagern*innen im Umgang mit den Folgen des Pflegemangels. Die Abkürzung NM4SAFETY steht für Nurse Management for Patient Safety – (Pflegemanagement für Patientensicherheit).    

„Pflegemangel führt zu Rationierung in der Pflege. Das bedeutet, dass Patienten nicht die pflegerische Leistung bekommen, die sie bekommen sollten. Zum Beispiel aufgrund von Zeitmangel oder einer schwierigen Personalsituation“, erläutert Prof. Dr. Renate Stemmer, Professorin für Pflegewissenschaft und Pflegemanagement an der KH Mainz und Projektleiterin für Deutschland. Untersuchungen zeigten, dass dieses Phänomen zunimmt und der Mangel in der pflegerischen Versorgung ein europaweit hochrelevantes Thema darstellt. „Es handelt sich dabei meist nicht um eine transparente Entscheidung, die die Rationierung beinhaltet. Der Mangel an geeigneten Pflegefachpersonen führt im Pflegealltag vielmehr dazu, dass die vorhandenen Pflegepersonen oftmals nicht in der Lage sind, alle pflegefachlich erforderlichen Leistungen zu erbringen und von daher Prioritäten setzen müssen. Faktisch kommt es so zu Rationierung. Die Frage ist, welche Möglichkeiten Pflegemanager – neben Aspekten der Rekrutierung und Finanzierung - haben, um mit dieser Situation bestmöglich umzugehen und die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten“, ergänzt Stemmer. Dabei habe man alle Settings der Pflege und alle Hierarchieebenen im Blick. Also sowohl die stationäre und ambulante Pflege als auch Managementaufgaben auf Stations-, Abteilungs- oder Einrichtungsebene.

Innerhalb des Projekts richtet sich der Fokus insbesondere auf die Gestaltung von Strukturen und Prozessen und deren Wirkung auf die Gewährleistung der Patientensicherheit. „Hier spielen zum Beispiel Fragen des Personaleinsatzes eine Rolle. Wie stellt man Teams zusammen und wie erfolgt die Einteilung?“, erklärt Christina Ströhm, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt tätig ist. In einem ersten Schritt galt es daher Forschungsergebnisse und Best-Practice-Beispiele in den verschiedenen Ländern zu identifizieren. Durch Interviews in sogenannten Fokusgruppen wurden die Praxiserfahrungen von Pflegemanagern*innen einbezogen und gesichert. Aktuell hat die zweite Phase des Projekts begonnen, in der die Entwicklung und Umsetzung eines Blended-Learning-Kurses auf Basis der gesammelten Daten im Fokus steht. In weiteren Schritten soll der Aufbau einer Lernplattform, die Bewertung der Lernangebote sowie die Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs stehen, der Pflegemanager*innen in ihren Entscheidungen unterstützt.

Jeder Projektschritt wird federführend von einem der beteiligten Länder betreut. „Die Schritte werden in allen Ländern durchgeführt und es ist sehr spannend zu sehen, wie die Ergebnisse zusammenlaufen. Alle Projektpartner arbeiten aufeinander bezogen an den Projektabschnitten und an ihren Arbeitsaufträgen. Das funktioniert sehr gut und ist bereichernd“, betont Christina Ströhm, die neben Englisch und Französisch auch Italienisch spricht. Nach einem ersten Auftakttreffen in Udine, Italien finden die Absprachen aufgrund der Coronalage derzeit online statt. „Die intensive Kooperation mit internationalen Partnern ist sicherlich ein besonderes Kennzeichen dieses Projekts. Es zeigt ganz deutlich, welch riesen Herausforderung das Thema in allen Ländern mit sich bringt und wie stark Mitarbeitende unter Druck stehen, um die Auswirkungen der Rationierung zu reduzieren. An dieser Stelle wollen wir ein praxistaugliches Angebot zur Unterstützung kreieren“, betont Prof. Dr. Renate Stemmer.

Das Projekt NM4SAFETY ist in die COST-Aktion RANCARE eingebunden. Das Akronym COST steht für European Cooperation in Science and Technology. COST ist eine zwischenstaatliche Organisation und wird vom EU-Rahmenprogramm Horizon 2020 gefördert. Die COST Aktion „RANCARE: Rationing – Missed Nursing Care: An international and multidimensional problem” wurde von Zypern eingebracht. Insgesamt 29 europäische und fünf nicht-europäische Länder nehmen daran teil. Für Deutschland hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Prof. Dr. Renate Stemmer (KH Mainz) und Prof. Dr. Monika Haberman (Hochschule Bremen) als Vertretung berufen