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Vom Leben erzählen - Wohlbefinden steigern

Team des Forschungsprojekts BaSeTaLK entwickelt App zur Steigerung der Lebensqualität älterer Menschen in Pflege- und Senioreneinrichtungen durch die Förderung des Austauschs zu biographischen Themen.

Das Team des Forschungsprojektes BaSeTaLK an der KH Mainz (von links): Prof. Dr. Sabine Corsten, Katharina Giordano und Almut Plath. (© KH Mainz/Mauer)

Eingeschränkte Kommunikation, wenig sozialer Austausch und emotionale wie soziale Einsamkeit – für ältere Menschen in Pflege- und Senioreneinrichtungen ist dies oftmals Teil des Alltags und kann zu einem verminderten Wohlbefinden, zunehmender Pflegebedürftigkeit oder Depression führen. Das Forschungsprojekt BaSeTaLK hat zum Ziel, mit der Entwicklung und Erprobung einer App zur Förderung des selbständigen Austauschs, das psychische Wohlbefinden Betroffener zu steigern und deren soziale Teilhabe zu stärken. BaSeTaLK steht für Tablet-gestützte Biographiearbeit in Senioreneinrichtungen. Das bis 2022 laufende Projekt wird mit rund 650.000 Euro über die Förderlinie FH-Sozial des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und von der Katholischen Hochschule Mainz in Kooperation mit der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) durchgeführt. Eine inhaltliche Zusammenarbeit erfolgt zudem mit Dr. Annie Hill sowie Prof. Miranda Rose von der La Trobe University Melbourne.

„Die App soll betroffenen Seniorinnen und Senioren sowie Ehrenamtlichen, die das Gespräch in kleinen Gruppen unterstützen, als eine Art Moderationshilfe dienen. Anhand möglichst einfacher Sprache, Fragetechniken und Bildern regt die App zu Gesprächen über lebensgeschichtliche Themen an“, erläutert Dr. Sabine Corsten, Professorin für Logopädie an der KH Mainz und Leiterin sowie Koordinatorin des Projekts. Zu diesen biographischen Themen zähle etwa das Reisen. Fragen zu eigenen Reiserfahrungen oder einfaches Kartenmaterial und Bilder von Reisezielen könnten in diesem Themenbereich beispielsweise den Austausch fördern.  

Unter der Mitwirkung von Ehrenamtlichen sowie Bewohnerinnen und Bewohnern von insgesamt acht Senioreneinrichtungen wird aktuell an der Entwicklung und späteren Evaluation der App gearbeitet. „Das Projekt basiert auf einem partizipativen Forschungsansatz. In die einzelnen Schritte der App-Entwicklung sind die älteren Menschen und Ehrenamtlichen durch regelmäßige Feedbackrunden in sogenannten Fokusgruppen eingebunden. Die Fertigstellung der App ist bis November geplant“, berichtet Katharina Giordano, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt tätig ist. Zuvor hat sie ihren Master in Klinischer Expertise in Gesundheit und Pflege mit dem Schwerpunkt Logopädie an der KH Mainz abgeschlossen und promoviert derzeit in Kooperation mit der Universität zu Lübeck. Insgesamt seien rund 80 Bewohner/-innen in den Einrichtungen und 16 Ehrenamtliche beteiligt, ergänzt Almut Plath, Masterstudentin und wissenschaftliche Hilfskraft im Projekt.

Biographiearbeit sei in der logopädischen Forschung und Praxis zunehmend von Bedeutung. „Häufig wird mit der Logopädie die Behandlung von Sprachstörungen verbunden. Immer mehr Bedeutung gewinnt jedoch auch das Schaffen oder Ermöglichen von Kommunikation bei nicht erkrankten Personen im Sinne einer präventiven Maßnahme. Zum Beispiel im Umgang mit den physiologischen Alterungsprozessen, die sich auf die Kommunikation auswirken. Im Fokus stehen Aspekte wie Lebensqualität, Teilhabe und ein positives Identitätserleben, die unter anderem durch Biographie-orientierte Ansätze gefördert werden sollen. Zielgruppe dieser Ansätze sind daher Menschen, die über die notwendigen Fähigkeiten zwar verfügen, deren Nutzung und Erhalt jedoch entsprechende Anregungen benötigen“, betont Professor Dr. Sabine Corsten. Von den knapp 800.000 Pflegebedürftigen, die derzeit in Deutschland vollstationär in Senioreneinrichtungen betreut werden, gehe man bei etwa 50 Prozent davon aus, dass sie in der Lage sind, die App zu nutzen. Für die Zukunft und nach erfolgreichem Einsatz und Erprobung sei ein Einsatz der App auch im ambulanten Pflegebereich sowie der Logopädie und Ergotherapie denkbar.