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Kultur- und Religionssensibilität gehört zu professioneller Praxis

Bischof Dr. Peter Kohlgraf begrüßte die Teilnehmer des 1. Mainzer Fachtags zu Migration und Integration an der Katholischen Hochschule Mainz. (© KH Mainz)

Rund 150 Teilnehmer aus verschiedenen Praxisfeldern waren an die Hochschule gekommen, um sich mit dem Thema Kultur- und Religionssensibilität in der Arbeit mit Menschen auseinanderzusetzen. „Mit unseren Fachtagen, die alle zwei Jahre stattfinden werden, wollen wir auf Themen im Kontext von Migration und Integration eingehen, die für die berufliche und ehrenamtliche Praxis sowie für die wissenschaftliche Fachwelt relevant sind“, erklärte Rektor Prof. Dr. Martin Klose, der die Gäste, ebenso wie Johannes Oberbandscheid, Leiter des Diözesanbildungswerks Limburg, zu Beginn begrüßte. Das Veranstaltungsformat sei ein weiterer Schritt auf dem Weg der Hochschule zu einem Kompetenzzentrum für die Themen Migration und Integration.

Die Tagung greife ein aus seiner Sicht wichtiges Thema für die Praxis im Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen, in Sportvereinen und in der Pastoral auf, verdeutlichte Bischof Dr. Peter Kohlgraf in seinem Grußwort. Verfolge man öffentliche Äußerungen und Diskussionen zu den Themen Religion und Integration, dann begegne einem nicht selten ein großes Unverständnis für das, was Religion und Religionszugehörigkeit für Menschen und ihre Lebensgestaltung bedeuten könne. „Die existenzielle Bedeutung, die Religion für Menschen haben kann, kennen viele in unserer Gesellschaft nicht mehr. Mit den Prägungen durch eine Religion und eine religiös bestimmte Kultur, wie sie uns bei Migranten begegnen, können viele nichts mehr anfangen“, sagte Kohlgraf. Krankheit, Altern und Tod, Ehe und Familie, Geburt und der Umgang mit Kindern – wie Menschen mit diesen und ähnlichen Lebenssituationen und Erfahrungen umgingen, könne für sie auch eine religiöse Bedeutung haben. „Es gehört daher zur Professionalität von allen, die Dienste für Menschen erbringen, diese religiöse Dimension wahrzunehmen und sich damit auseinanderzusetzen“, betonte Kohlgraf. Wege zu finden, die uns oftmals fremden, religiösen Überzeugungen wahrzunehmen und ihnen mit Respekt zu begegnen, ohne zugleich jegliche Anfragen daran von vornherein auszublenden, sei eine große Herausforderung. Es freue ihn besonders, dass sich das Format des Fachtags ausdrücklich an diejenigen wende, die in der Praxis stehen und den Austausch zwischen Theoretikern und Praktikern fördere, bekräftigte Kohlgraf. „Dies trägt dazu bei, dass Diskussionen und Erkenntnisse der Fachwissenschaften auch in die Praxis vermittelt werden und damit in die Gesellschaft hineinwirken.“

Mit einem Vortrag von Prof. Dr. Josef Freise, Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, zur Bedeutung von kultur- und religionssensiblen Haltungen starteten die Teilnehmenden in das Programm des Fachtags. Vom professionellen Umgang mit dem „Fremden“. Fallen der Kultur- und Religionssensibilität im Alltag – so lautete der Titel des zweiten Vortrags am Vormittag von Dr. Naime Çakır, Goethe-Universität Frankfurt. Der Nachmittag wurde mit einem Blick auf Kulturbegegnung in Kurzfilmen und Filmausschnitten von Harald Grosch, Kölner Institut für interkulturelle Kompetenz, eingeleitet. Die Auseinandersetzung mit Kultur– und Religionssensibilität in den Praxisfeldern Kindertagesstätten, Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen, Sportvereinen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie in Kirchengemeinden stand im Mittelpunkt der anschließenden Praxis-Workshops.

Der Fachtag wurde in Zusammenarbeit mit dem Diözesanbildungswerk Limburg konzipiert und organisiert. Ein Dank galt Prof. Dr. Ulrich Papenkort, KH Mainz und Dr. Frank van der Velden, Diözesanbildungswerk Limburg für die gemeinsame Moderation des Tages sowie den Lehrenden und Studierenden des Studiengangs Sozialwissenschaften: Migration und Integration, die in die Vorbereitung und Begleitung der Tagung eingebunden waren.

von Christina Mauer