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Alumni at work

© Amberger

Stephanie Amberger hat 2016 ihr Masterstudium Pädagogik in Gesundheit und Pflege an der KH Mainz erfolgreich abgeschlossen. Die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin leitet heute die Weiterbildungsstätte Psychiatrische Pflege am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim.

Was verbinden Sie spontan mit der Katholischen Hochschule Mainz?
Auch wenn das komisch klingen mag: „Sowas wie Zuhause“. Ich freue mich immer, wenn ich als Lehrbeauftragte, zu Kooperationsgesprächen oder Veranstaltungen an die KH kommen darf. Auch wenn nicht immer alles perfekt war, wird einem im Nachhinein klar, dass unsere Beschwerden dann doch oft ein Jammern auf hohem Niveau waren.

Welche Eindrücke aus Ihrer Studienzeit haben Sie heute noch ganz besonders in Erinnerung?
Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Exkursion mit dem Lehrbeauftragten Prof. Michael Bossle (Dekan der TU Deggendorf) nach Hadamar. Das hat mich schwer beeindruckt und das Thema habe ich in mein Curriculum übernommen. Szenen aus Unterrichtseinheiten mit Frau Prof. Bensch gehen mir durch den Kopf, ihr Bemühen, das reflexive Denken der Studierenden zu fördern.

Heute sind Sie als Leitung der Weiterbildungsstätte Psychiatrische Pflege am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim tätig. Was sind dabei Ihre zentralen Aufgaben?
Im ersten Jahr meiner Tätigkeit war es meine Aufgabe, die bisherige Weiterbildung einer grundlegenden Neukonzeption zu unterziehen. Ein neues und innovatives Curriculum sollte entstehen, das die Empfehlungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), die aktuelle Gesetzeslage und die Bedarfe der Teilnehmer berücksichtigt, neue Lehr- und Lernmethoden beinhaltet, die Durchlässigkeit gewährleistet und die Anschlussfähigkeit an Akademisierungsprozesse ermöglicht. Zu dieser Planung gehörte ebenfalls die Planung der Praxiseinsätze in vier Institutionen, der Umbau von Räumlichkeiten der Weiterbildungsstätte, Kunden- und Dozentenakquise, eine enge Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium und dem Regierungspräsidium des Landes Baden- Württemberg und die Akquise und das Training von Simulationspatienten (SPs). Seit die Weiterbildung am 01.02.2018 begonnen hat, stehen die Unterrichtsplanung- und Durchführung, das Führen individueller Lerngespräche, die Begleitung in der Praxis, die Konzeption von Leistungsmessungen und Evaluationsinstrumenten und deren Anwendung sowie die Erweiterung des Angebotes für externe Teilnehmer im Mittelpunkt.

Was ist die größte Herausforderung bei Ihrer Tätigkeit?
Das gleichzeitige Agieren auf unterschiedlichsten Ebenen und das Priorisieren der Tätigkeiten. Es geht leider nicht nur um die Entwicklung der Teilnehmer und die Planung und Durchführung von Bildungsprozessen. Ökonomische Aspekte und das Erstellen von Kalkulationen spielen ebenso eine Rolle wie die Beschreibung von Arbeitsprozessen. Viel Zeit nehmen administrative Tätigkeiten in Anspruch. Es erfordert viel Kraft und Geduld auf Entscheidungsprozesse wenig Einfluss nehmen zu können.

Und was ist die schönste Seite Ihres Berufs?
Ich finde es einfach großartig, Menschen in Ihrer Entwicklung begleiten zu dürfen. Mir macht die Individualität der Menschen großen Spaß. Das verlangt von mir als Lernbegleiterin viele unterschiedliche Fähigkeiten und ein hohes Maß an reflexiver Kompetenz und Flexibilität. Es macht Freude mitzuerleben, wie die Weiterbildungsteilnehmer sich zunehmend als wirksam erleben.

Welche Themen sind Ihnen besonders wichtig?
Der Persönlichkeitsentwicklung möchte ich ebenso viel Aufmerksamkeit schenken wie der Personalentwicklung. Mir ist es wichtig, eine Vergleichbarkeit der Prüfungsleistungen zu gewährleisten, Ängste in Bildungsprozessen zu reduzieren ohne den Leistungsanspruch zu senken und die Selbstwirksamkeit der Teilnehmer positiv zu beeinflussen. Ich versuche den Teilnehmern gute Lernerfahrungen zu ermöglichen.

Hatten Sie im Laufe des Studiums mal darüber nachgedacht abzubrechen und alles hinzuschmeißen?
Nein. Mir war klar, dass ich einen Masterabschluss brauche um mir meinen Berufswunsch zu erfüllen. Jedoch ist es mir sehr schwer gefallen weiter zu machen, als eine Kommilitonin von mir aufhörte. Ich finde, dass man in einem Studium Kommilitonen braucht, mit denen man gut zusammenarbeiten kann. Sich gegenseitig zu unterstützen und mitzuziehen, habe ich als sehr wichtig erlebt. Mitstudierende, die egoistisch ihr Ding durchzogen, haben mich genervt. Ich finde in unserer Berufssparte ist soziale Kompetenz gefragt, auch während des Studiums.

Welche Aspekte Ihres Studiums waren rückblickend für ihren Berufsweg besonders hilfreich?

Grundsätzlich war die Erfahrung wichtig, sich selbständig Themen erschließen und sie vertieft betrachten zu können. Hilfreich war für mich die große Berufs- und Lebenserfahrung vor dem Studium. Dies ermöglichte mir, Lernziele auf einer höheren Ebene zu erreichen. Ich bin froh, dass ich erst spät studiert habe. Heute kann ich viel mehr mit den Inhalten anfangen, als ich es als junger Mensch hätte tun können.

Welche Erkenntnis aus Ihrer Studienzeit hat Sie nachhaltig geprägt?
Sehr geprägt haben mich die Erfahrungen aus den Praktika. Besonders gestärkt hat mich meine Tätigkeit an der Berner Fachhochschule. Ich wurde von den Professoren als gleichwertiges Mitglied im Dozententeam behandelt und durfte im Namen der Hochschule Dienstleistungen bei externen Kunden durchführen, unterrichten, Einblick in die Arbeit mit Simulationspatienten nehmen und an pflegewissenschaftlichen Arbeitsgruppen teilnehmen. Geprägt hat es mich auch, immer wieder den Perspektivwechsel von Studierender zu Dozenten einzunehmen und aus diesen Situationen für zukünftige Lehrtätigkeiten zu lernen.

Inwiefern kann bzw. sollte die Hochschule einen erfolgreichen Berufsweg ihrer Absolvent/-innen unterstützen?

Ich finde, dass die Dozenten der Hochschule ihren Job gut bis sehr gut machen. Von daher leisten Sie einen guten Beitrag zu einem „erfolgreichen Berufsweg“. Ich glaube, dass eine ehrliche, aber konstruktive Rückmeldung zum Lernstand - insbesondere auf der reflexiven/affektiven Ebene -  manchen Studierenden guttun würde. Hierfür wären regelmäßig verpflichtende Lehr-Lerngespräche notwendig. Diese bei der großen Zahl an Studierenden zu planen und durchzuführen, ist aber wahrscheinlich unrealistisch. Weiterhin können die Dozenten Studierende verstärkt in laufende Forschungsprojekte einbeziehen.

Welche Erwartungen haben Sie heute an Absolventen/-innen, die ins Berufsleben starten?

Dass sie gewillt sind, etwas anzupacken. Mutig sind und innovativ, aber bereit, Kollegen die nicht akademisiert sind, in Ihren Kompetenzen zu achten und mit auf den Weg zu nehmen.

Noch eine letzte Frage: Welchen Rat würden Sie den heutigen Studierenden mit auf den Weg geben?
Ich würde genau das raten wollen, was ich in meinen Erwartungen formuliert habe.

 

Das Gespräch mit Stephanie Amberger führte Dörthe Höhle