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Alumni at work

© Wolf

Tobias Wolf hat von 2003 bis 2006 an der KH Mainz Praktische Theologie studiert. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern lebt er in der Kölner Innenstadt, wo er als Gemeindereferent tätig ist.

Herr Wolf, was sind die zentralen Aufgaben in Ihrer Tätigkeit als Gemeindereferent?
Ich feiere relativ viele Schul- und Familiengottesdienste, bin verantwortlich für die Erstkommunionvorbereitung und religionspädagogische  Arbeit in der Kindertagesstätte. Ich beschäftige mich momentan zudem stark mit Gemeindeentwicklung und - wann immer ich es einrichten kann - mit Bibelarbeit in verschiedenen Formen.

Was ist für Sie die größte Herausforderung Ihrer Tätigkeit?
Zurzeit vielleicht dieses: Neben all den großen, hochwertigen und zum Teil lautstarken Angeboten in der Innenstadt als eine Anlaufstelle wahrgenommen zu werden, die wirklich etwas zu bieten hat.

Was ist die schönste Seite Ihres Berufs?

Wenn ich miterlebe, wie Menschen sich ernsthaft auf ihre Fragen, Hoffnungen und Empfindungen einlassen und Schritte tun, die sie ein wenig verwandeln.

Welche Themen bzw. Anliegen sind Ihnen besonders wichtig?

Ich nenne an dieser Stelle die Medien, mit denen ich am liebsten (wenn auch nicht am häufigsten) arbeite. Dies sind Bibel, Film und Schwert:
Die Bibel als Bezug zu Gott, zu unserem Ursprung und Zielpunkt und als das, was uns als Zuspruch und Anspruch immer wieder gegenübertritt. Der Film als Bezug zur Welt, zu den Themen die Menschen berühren, ängstigen und begeistern, als eine mir gemäße Möglichkeit, Gott in allen Dingen zu finden. Das Schwert (Anmerkung der Redaktion: gemeint ist eine Form des Schwertkampfes, die zur Meditation und Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit dient) als Bezug zu mir selbst in Körper-Geist-Seele, als Weg in die Stille, Klarheit und Entschiedenheit.

Ihre Studienzeit liegt nun schon einige Jahre zurück und Sie konnten viele Erfahrungen im Berufsleben sammeln. Welche Eindrücke haben Sie heute noch ganz besonders von Ihrem Studium in Erinnerung?

Die gute Atmosphäre an der Hochschule, in der ich - im Gegensatz zu meinen Vorerfahrungen - das Gefühl hatte, die Professoren interessieren sich für mich und es ist nicht egal, ob ich da bin oder nicht. Die Erfahrung eines großartigen Semesters, in dem wir ebenso heftig diskutiert und gearbeitet wie gefeiert haben. Das fast mediterrane Lebensgefühl einer sehr sympathischen Stadt.

Welche Aspekte Ihres Studiums waren für ihren Berufsweg rückblickend besonders hilfreich?

Die immer wieder geübte Fähigkeit, theologische Inhalte verständlich mitzuteilen.

Welche Erkenntnisse aus Ihrer Studienzeit haben Sie nachhaltig geprägt?

Erzählungen, Erkenntnisräume und Gedankenbeziehungen sind wichtiger als Daten, Dogmen und Definitionen. Wahrheit spannt sich sogar oft zwischen Gegensätzen auf.

Welche Erwartungen haben Sie heute an Absolventeninnen und Absolventen, die ins Berufsleben starten?
Die Fähigkeit, selbst Sinn zu entdecken in Texten, Situationen und Strukturen sowie die Fähigkeit zur Reflexion von Erfahrungen und eigenen Tätigkeiten.
Außerdem eine - wenn auch völlig unscharfe - Vision von einem kleinen Ausschnitt des Gottesreichs.

Zum Abschluss des Gesprächs noch ein Frage:Welchen Rat würden Sie den heutigen Studierenden mit auf den Weg geben?

Gebt Euch nicht zu schnell zufrieden. Was immer Euch interessiert, was immer Euch begeistert, geht dem nach, in die Breite und in die Tiefe.


Das Gespräch mit Tobias Wolf führte Prof. Peter Orth