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Das warme Herz Afrikas

Alle Bilder: © Daude

Celia Daude, Studentin im Bachelorstudiengang Gesundheit und Pflege (Wahlpflichtbereich Pädagogik), hat ein vierwöchiges Praktikum in Ruarwe, Malawi im Bildungszentrum „Nyumba ya Masambiro“ absolviert.


Frau Daude, was hat Sie motiviert nach Malawi zu gehen?
Die Familie einer afrikanischen Freundin lebt temporär in Malawi und unterhält eine Lodge in Ruarwe. Dadurch hatte ich schon viele Bilder vom Land im Kopf und eine große Vorfreude. Vor allem hatte ich Lust auf ein Abenteuer in der Natur, ohne Strom und Luxus.

Warum haben Sie sich entschieden in dieser Einrichtung  und mit dieser Organisation ihr Praktikum zu absolvieren?

Ich habe mich für die Organisation Phunzira entschieden, da sie gemeinnützig und nicht profitorientiert ist. Das Bildungszentrum wurde mithilfe von Spenden erbaut, aber das Projekt zielte von Anfang an darauf ab, dass die Einheimischen die Leitung selbstständig übernehmen, um finanziell unabhängig von Phunzira zu werden. Im Jahre 2016 wurde das Zentrum offiziell an die lokalen Mitarbeiter übertragen.

Beschreiben Sie bitte Ihre Aufgabenschwerpunkte während des Praktikums. Welche neuen Lernerfahrungen haben Sie dort gemacht?

Meine Aufgaben waren von Anbeginn frei wählbar. Ich konnte entscheiden, wo ich hospitieren oder ob ich auch selbst unterrichten möchte. Ich habe mehrfach die Woche den Jugendclub organisiert, von Sport über Kunst bis Unterrichten von Mathe oder Englisch. Dabei habe ich versucht, die Lerninhalte einer heterogenen Gruppe zu vermitteln und mit einer stetig wechselnden Teilnehmeranzahl umzugehen. Vor allem konnte ich kreativ werden und die Natur um mich herum mit einbeziehen und mit wenigen Ressourcen arbeiten. Die meiste Zeit habe ich in der nahe gelegenen Grundschule verbracht, die unabhängig von der Organisation ist und vom Staat finanziert wird. Hier habe ich regelmäßig Sozialkunde, Englisch und Kunst unterrichtet. Somit konnte ich erste Erfahrungen im Unterrichten mit wenigen Hilfsmitteln und Materialien oder Medien sammeln. Dabei habe ich gelernt, mit Sprachbarrieren und den damit verbundenen Kommunikationsproblemen umzugehen. Auch wenn Englisch als Amtssprache gilt und der Unterricht auf dieser Sprache stattfindet, hatten einige Schüler Probleme dem Unterricht zu folgen.   

Was hat Ihnen besonders gut an dem Praktikum gefallen. Was war besonders schön?

Es war eindrucksvoll, mitten in der Natur am Malawisee ohne Strom zu leben. Die Zhulunkuni Lodge ist ein wunderschöner Ort, den man mit Worten kaum beschreiben kann. Die Abgelegenheit Ruarwes hat mich fasziniert. In kürzester Zeit habe ich die Menschen ins Herz geschlossen. Die meisten sind mir offen begegnet und haben mich nicht wie eine Fremde behandelt. Dadurch ist es mir trotz der kurzen Zeit gelungen, einen kleinen Einblick in die malawische Kultur zu bekommen. Ich habe regelmäßige Einladungen zum gemeinsamen Essen oder Kochen erhalten.    

Gab es auch Schwierigkeiten während des Praktikums, die Sie zu bewältigen hatten? 
  
Teilweise war die Kommunikation vor Ort schwierig. Die Lehrer/-innen und meine Ansprechpartner/-innen haben alle gut Englisch gesprochen, trotzdem gab es nicht so klare Absprachen wie in Deutschland. Daran musste man sich erst mal gewöhnen. Generell dauerte in Malawi vieles länger, was man aber auch der Gelassenheit der Landsleute zuschreiben kann, von ihnen könnte man sich einiges abschauen. Man muss in Malawi sein Visum nach einem Monat erneuern lassen, das heißt, es ist erforderlich die fünfstündige Anreise mit dem Schiff zur nächsten Stadt auf sich zu nehmen und zu beachten, dass die Fähre nur einmal die Woche fährt. Das kann schwer zu organisieren sein, wenn das Praktikum für einen längeren Zeitraum angesetzt ist.

Welche Herausforderungen mussten Sie meistern und waren diese damit verbunden, dass Sie das Praktikum im Ausland durchgeführt haben?
  Die Anreise in das Dorf Ruarwe ist sehr zeitintensiv aber letztlich sehr spannend, abenteuerlich und landschaftlich wunderschön.  Mit den Flügen, Busfahrten und der Fähre kann man drei bis vier Tage Reise einplanen, aber das ist es wert! Die öffentlichen Verkehrsmittel können eine Herausforderung darstellen, man braucht viel Zeit und Geduld. So kann man auch mal 13 Stunden auf einem kleinen Holzschiff verbringen. In Malawi gibt es viele Spinnen, Skorpione und Schlangen aber man gewöhnt sich dran.

Wie lange vorher haben Sie das Praktikum geplant und welche Dinge mussten organisiert werden?

Etwa zehn Monate vor dem Praktikum habe ich mit der Suche begonnen und ein halbes Jahr vorher habe ich die Stelle fest zugesagt bekommen. Wichtig ist es, die Impfungen rechtzeitig zu machen und sich über die Visumbestimmungen des Landes zu informieren. Flüge sollte man schnellstmöglich buchen. Vor jeder Reise muss man sich über die Regeln im Land informieren, zum Beispiel über die Kleidungsordnung. In Malawi müssen Frauen ihre Knie bedecken, freie Schultern sind aber in Ordnung. Sich darüber zu informieren welche Medikamente man in das jeweilige Land mitnehmen sollte, ist wichtig. In abgelegenen Orten hat man teilweise keinen schnellen Zugang zu medizinischer Versorgung. Für Malawi wird die Malariaprofilaxe empfohlen, besonders während der Regensaison.

Was war für Sie hilfreich bei der Bewältigung der Organisation des Praktikums?

Besonders hilfreich waren meine Ansprechpartner/-innen vor Ort, die Familie meiner Freundin und ehemalige Freiwillige.

Welche Tipps würden Sie einem/er Kommilitonen/-in geben, der/die ebenfalls ein Praktikum im Ausland absolvieren möchte?

Man sollte sich umfangreich über die jeweilige Organisation informieren, es gibt leider auch viele unseriöse Institutionen. Erfahrungsberichte lesen und die Leute direkt kontaktieren, kann sehr hilfreich sein. Die meisten erzählen gerne von ihren Erlebnissen und geben Tipps.     
Die App Maps.Me ist sehr praktisch, man kann die Karte des jeweiligen Landes runterladen und offline verwenden. Nehmt wenn möglich zwei Kreditkarten mit!

Wenn Sie für Ihr durchgeführtes Praktikum ein Motto festlegen sollten, welches wäre das?

Das warme Herz Afrikas