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Keine Frage der Perspektive

Gruppenbild mit dem Rektor der CUR. Von links: Sonja Burkard, Prof. Ruth Remmel-Faßbender, Rektor Msgr. Jean Marie Gahizi, Prof. Dr. Eleonore Reuter, Prof. Dr. Ulrich Papenkort. (© Burkard/KH)
Vor dem Eingang zum Campus der Catholic University of Rwanda (CUR) in Butare. (© Burkard/KH)
Besuch eines Kindergartens in Butare. (© Burkard/KH)
Treffen mit Katja Gruber (rechts), Ansprechpartnerin des Partnerschaftsbüros "Jumelage" in Kigali. (© Burkard/KH)
Vortrag von Prof. Dr. Eleonore Reuter an der CUR und Austausch mit Lehrenden und Studierenden. (© Reuter/KH)

Katholische Hochschule Mainz (KH Mainz) baut Partnerschaft zur Catholic University of Rwanda (CUR) aus. Erstmals Kooperation im theologischen Bereich geschlossen.

Ein Mann mit weißem Haar und drei Frauen aus Deutschland sitzen in einer Kirchenbank der Kathedrale von Butare und feiern Pfingsten. Ein ungewohntes Bild in der ruandischen Gemeinde, an deren Gottesdienst Prof. Ruth Remmel-Faßbender, Prof. Dr. Eleonore Reuter, Sonja Burkard und Prof. Dr. Ulrich Papenkort auf ihrer Studienreise zur Partnerhochschule der KH Mainz, der Catholic University of Rwanda (CUR) in Butare, teilnahmen. „Es ist schon eine eindrückliche Erfahrung, aufgrund der Hautfarbe so erkennbar deutlich zu einer Minderheit zu gehören. Und da es in Ruanda kaum ältere Menschen gibt, schaut man bei meinem ergrauten Haar doppelt“, schmunzelt Papenkort.
 
Seit zwei Jahren besteht eine Kooperation zwischen den Hochschulen, die den Austausch von Studierenden und Dozierenden sowie den Praktikumsaustausch im Bereich der Sozialen Arbeit ermöglicht. Den ersten Kontakt zur CUR knüpfte Prof. Ruth Remmel-Faßbender bereits 2014 auf einer Reise mit dem Partnerschaftsverein Rheinland-Pfalz/Ruanda e.V. Im Juni besuchte nun zum zweiten Mal eine Delegation der KH Mainz die Kollegen der CUR um die Kooperation zu vertiefen und auszubauen. „Im theologischen Bereich gibt es interessante Austauschmöglichkeiten mit dem Fachbereich Katechese der CUR, an dem Religionslehrerinnen und –lehrer ausgebildet werden. Es freut mich sehr, dass wir nun eine Kooperationserklärung unterzeichnen konnten, die den Studierendenaustausch sowie Praktika ermöglicht“, berichtet Prof. Dr. Eleonore Reuter, Dekanin des Fachbereichs Praktische Theologie der KH Mainz.

Für sie war es die erste Reise in das ostafrikanische Land, das seit 1982 Partnerland von Rheinland-Pfalz ist.“ You give us vision – Sie geben uns eine Perspektive“ – dieser Satz eines Studenten ist Prof. Dr. Eleonore Reuter besonders in Erinnerung geblieben. „Für mich war dies ein eindrücklicher Satz, da er mir verdeutlicht hat, wie privilegiert wir in unserem Teil der Welt in vielerlei Hinsicht leben – auch mit Blick auf die Möglichkeiten im Studien- und Ausbildungsbereich. Wenn man sich während einer solchen Reise zugleich intensiv mit dem Genozid und der historischen Rolle der Kolonialmächte auseinandersetzt, macht das nachdenklich“, erzählt Reuter. Die Delegation der KH besuchte während ihrer Ruanda-Reise vier Museen, die den Genozid sowie ethnografische und kulturelle Themen verdeutlichen. Zudem stand der Besuch der deutschen Botschaft sowie des Partnerschaftsbüros „Jumelage“ in der Hauptstadt Kigali auf dem Programm.

Darüber hinaus durften die Gäste aus Mainz das Priesterseminar in Butare sowie einen Kindergarten und das Centre Intiganda, ein Zentrum für Straßenkinder, kennenlernen. „Anfang des Jahres haben erstmals zwei Studierende der KH Mainz ein zweimonatiges Praktikum im Centre Intiganda absolviert. Mit den ruandischen Kollegen haben wir während unseres Besuchs besprochen, wie eine noch stärkere Anbindung unserer Praktikanten an die Hochschule ermöglicht werden könnte. Neben der Mitarbeit im Heim, die unter anderem die Beschulung und Freizeitgestaltung umfasst, werden die Praktikanten der KH Mainz künftig zum Beispiel auch Wochenendkurse an der CUR besuchen können“, berichtet Sonja Burkard, Referentin im Praxisreferat Soziale Arbeit der KH Mainz. Im Januar nächsten Jahres wird erneut eine Praktikantin aus Mainz vor Ort sein. 
 
Und wie sieht die Perspektive für die weitere Zusammenarbeit aus? „Die Kollegen der CUR arbeiten aktuell an der Entwicklung von Masterstrukturen, die inhaltlich nahe am Masterstudiengang der KH Mainz, Soziale Arbeit – Beratung und Case Management, liegen. Hier ist zu überlegen, inwiefern das Mainzer Studiengangkonzept sozusagen exportiert werden könnte“, erklärt Prof. Ruth Remmel-Faßbender, die auch nach ihrem Ruhestand im Sommer dieses Jahres an der Weiterentwicklung der Partnerschaft mitwirken wird. Da das Studium an der CUR gebührenpflichtig ist, sei zudem die Möglichkeit der Unterstützung durch ein Stipendienprogramm besprochen worden. Das gesamte Studium an der CUR kostet rund 1600 bis 1800 Euro – ein Betrag, der für viele junge Menschen in Ruanda nicht erschwinglich ist. Stipendien könnten hier helfen, ein Studium zu ermöglichen. Zunächst sei jedoch zu klären, ob sich ein geeignetes Verfahren – beispielsweise mit Blick auf die Auswahl der Stipendiaten – finden lasse. „Sofern sich ein solches Programm realisieren lässt, soll es in jedem Fall in kooperativer Verantwortung beider Hochschulen umgesetzt werden“, betont Prof. Dr. Ulrich Papenkort.

Mit Blick auf die Zukunft sind sich die Mainzer Kollegen nach ihrer Rückkehr aus Ruanda einig: die Partnerschaft mit der CUR bietet vielseitige Perspektiven und ist für Studierende und Lehrende beider Länder eine große Bereicherung – menschlich, kulturell sowie in Wissenschaft und Praxis. An die Eindrücke und Erfahrungen der zehntägigen Reise werden sich alle noch lange erinnern – sicherlich auch nächstes Jahr zu Pfingsten.