FAMOUS ist ein innovatives Forschungsprojekt der Katholischen Hochschule Mainz (Konsortialführung), das in Rheinland-Pfalz umgesetzt wird.
Ziel ist es, eine neue Versorungsform zu erproben. Auf diese Weise soll die Gesundheitsversorung multimorbider Patientinnen und Patienten, insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Regionen, verbessert werden.
Um das Ziel zu erreichen, werden Advanced Practice Nurses (APNs) in Hausarztpraxen im ländlichen Raum von Rheinland-Pfalz eingesetzt.
Akteure und Akteurinnen des deutschen Gesundheitssystems haben mit sich stetig wandelnden Herausforderungen zu kämpfen. Die Anzahl der behandlungsbedürftigen Patienten und Patientinnen wächst und die Erkrankungsschwere steigt bzw. das Vorliegen mehrerer chronischer Erkrankungen wird immer häufiger. Diese steigende Anzahl von Menschen mit chronischen Erkrankungen trifft auf den schon jetzt bestehenden und weiter zunehmenden Hausarztmangel.
Ziel des Projektes ist es, eine neue Versorgungsform zu erproben, um die Gesundheitsversorgung multimorbider Patienten und Patientinnen, insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Regionen, zu verbessern.
Um dieses Ziel zu erreichen, werden 9 APNs in der ambulanten, hausarztnahen Versorgung multimorbider Patienten und Patientinnen eingesetzt. APNs sind Pflegefachpersonen, die über eine mindestens zweijährige Berufserfahrung in der Pflegepraxis sowie über einen akademischen Hochschulabschluss – i. d. R. auf Masterniveau – verfügen. Vor ihrem Einsatz absolvieren die APNs zusätzlich eine umfangreiche, projektspezifische Fortbildung.
9 Hausarztpraxen im ländlichen Raum von Rheinland-Pfalz sind am FAMOUS-Projekt beteiligt. Die in der Hausarztpraxis angestellten APNs übernehmen einen Großteil der fallbezogenen und personzentrierten Versorgung chronisch kranker Patienten und Patientinnen. Die APNs führen ein vertieftes Assessment durch, auf dessen Grundlage sie den individuellen Unterstützungsbedarf der Patienten und Patientinnen ermitteln. Darauf aufbauend erstellen sie einen Versorgungsplan, den sie in Absprache mit dem Hausarzt bzw. der Hausärztin umsetzen und evaluieren sowie ggf. kontinuierlich neu anpassen. Dabei stehen die Autonomie, die Bedürfnisse und Wertsetzungen der Patienten und Patientinnen im Vordergrund. Auch das soziale Umfeld wird berücksichtigt und ggf. in die Erstellung des Versorgungsplanes miteinbezogen. Eine optimale medizinische Versorgung wird mit der Förderung einer gelingenden Alltagsbewältigung der Patienten und Patientinnen verknüpft. Darüber hinaus unterstützen die APNs den Informationstransfer zwischen allen an der Versorgung beteiligten Akteuren und Akteurinnen und leisten so einen Beitrag zu einer verbesserten Versorgungskontinuität. APNs und teilnehmende Hausärzte und Hausärztinnen arbeiten eng zusammen (Delegationsmodell) und treffen sich zu regelmäßigen Fallbesprechungen.
Es wird erwartet, dass auf diese Weise die gesundheitliche und häusliche Versorgungssituation von multimorbiden Patienten und Patientinnen stabilisiert und Notfallkontakte sowie der Bedarf an weiteren versorgenden Institutionen (z. B. Krankenhäuser) verringert werden kann. Außerdem wird mit einer hohen Zufriedenheit aller an der neuen Versorgungsform Beteiligten sowie mit einer Entlastung von Hausärzten und Hausärztinnen gerechnet.
Der Nutzen des neuen Versorgungsmodells wird in Form einer Interventionsstudie untersucht. Dazu werden rund 850 Patienten und Patientinnen über einen Zeitraum von 12 Monaten von einem bzw. einer APN betreut (Interventionsgruppe) und mit einer Gruppe von rund 1.700 Patienten und Patientinnen, welche die Standardversorgung erhalten (Kontrollgruppe), verglichen. Die Evaluation erfolgt unter der Leitung von Dr. Emilio Gianicolo durch das Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Konsortialpartner). Das Projekt hat eine Laufzeit von 4,25 Jahren (51 Monate) und wird durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert, welcher die Entwicklung neuer Versorgungsformen unterstützt.
Das FAMOUS-Projekt ist im Bereich der Versorgungsforschung angesiedelt und will einen Beitrag zur Weiterentwicklung der regionalen Gesundheitsversorgung in Deutschland sowie zur Bewältigung des Hausarztmangels leisten. Dabei trifft die Erhöhung des Versorgungsbedarfs bei zunehmender Multimorbidität verbunden mit einem fortschreitenden Mangel an Hausärzten und Hausärztinnen auf das wachsende akademische Potential von Pflegenden. FAMOUS strebt eine Pflegeinnovation an, sodass Patienten und Patientinnen zukünftig verstärkt von der Akademisierung der Pflege profitieren können. Außerdem soll dadurch ein neues Arbeitsfeld der erweiterten Pflegepraxis (Advanced Nursing Practice, ANP) in Deutschland erschlossen werden.
Projektleitung