Detailansicht auf das Hochschulgebäude in der Saarstraße 3. Es ist Frühling. Im Vordergrund sieht man blühende Kirschbäume.

Auf einen Blick

  • Projektkoordination und -leitung:
    Prof.in Dr. Sabine Corsten, Katholische Hochschule Mainz
  • Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung
  • Laufzeit: 2019-2022
  • Website: https://www.basetalk.de/ 

Tablet-gestützte Biographiearbeit in Senioreneinrichtungen

Hintergrund

Ausgangspunkt für das Forschungsprojekt ist die reduzierte Lebensqualität älterer Menschen in Pflege-/Senioreneinrichtungen. Laut aktuellen Erhebungen waren 2015 knapp 3 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI), davon waren 83% 65 Jahre und älter. Insgesamt wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes von 2017 27% aller Pflegebedürftigen in Pflegeheimen vollstationär betreut, Tendenz deutlich steigend. Die physischen Veränderungen einhergehend mit eingeschränkter Mobilität und Kommunikation werden von einem verminderten sozialen Austausch begleitet, wodurch die Pflegebedürftigkeit weiter zunimmt. Insbesondere institutionalisierte ältere Menschen zeigen ein eingeschränktes psychologisches Wohlbefinden. Über die Hälfte von ihnen leiden unter emotionaler wie sozialer Einsamkeit; viele beklagen den Mangel an sinnerfüllten Beziehungen, einen Verlust von Lebenssinn und sogar Identität. Ein Zusammenhang zwischen Einsamkeit und dementiellen Erkrankungen gilt als belegt.

Zielsetzung

Vor diesem Hintergrund zielt das Projekt mittels Entwicklung und Evaluation einer Tablet-gestützten Maßnahme zur Biographiearbeit auf eine Steigerung der Lebensqualität und die Teilhabe älterer Menschen in Pflege- und Senioreneinrichtungen. Damit soll das psychologische Wohlbefinden gestärkt und manifesten Depressionen vorgebeugt werden. Unter Einbindung ehrenamtlich engagierter älterer Menschen werden selbstständig durch Tablet stimulierte lebensgeschichtlich orientierte Gespräche im Gruppen- wie im Einzelsetting mit Bewohner/-innen geführt. Dabei werden kognitive und sensomotorische Beeinträchtigungen berücksichtigt. So wird erstmalig die Wirksamkeit technikgestützter Biographiearbeit in Senioreneinrichtungen untersucht. Ferner soll das Wissen über die Nutzung und die Möglichkeiten der Digitalisierung erweitert werden, um die Teilhabe älterer Menschen zu fördern und Faktoren zum gelingenden Umgang zu erfassen. Die Maßnahme verspricht ein hohes Transferpotential. Sie kann nach erfolgreicher Durchführung zur weiteren Nutzung und Verbreitung an Pflegekräfte, Logopäden/-innen oder Ergotherapeuten/-innen vermittelt werden.

Methoden

Durch die Entwicklung und Evaluation einer spezifischen App zur Tablet-gestützten Biographiearbeit soll ein Mehr an sozialer Teilhabe und Kommunikation erreicht werden. Mit der an die Bedürfnisse älterer und hochbetagter Menschen angepassten Software (App) sollen biographische Gespräche stimuliert werden. Eng verknüpft damit ist die Implementierung der App zur Förderung des selbstständigen Austauschs älterer Menschen. Hierzu werden ehrenamtlich engagierte Senioren/-innen in den Umgang mit der App und in basale Fragetechniken eingeführt, so dass sie die Arbeit in den Einrichtungen begleiten können. Durch einen partizipativen Forschungsansatz und regelmäßige Usability-Untersuchungen werden Erkenntnisse zur Schnittstelle „Mensch-Medien“ im Gesundheits- und Sozialbereich gewonnen. In einer ersten Projektphase wird unter Einbezug von Senioren/-innen im Sinne eines nutzerzentrierten, agilen Entwicklungsprozesses eine App konzipiert, die lebensgeschichtliche Themen multimodal aufbereitet und mit Leitfragen verknüpft. Ein Workshop für ältere ehrenamtliche Helfer/-innen, die den Einsatz der App in den Einrichtungen begleiten, wird entwickelt. In der zweiten Projektphase wird in einem randomisierten Vortest-Nachtest-Kontrollgruppen-Design mit einer Follow-up-Untersuchung der Einsatz der App im Gruppen- wie Einzelsetting in verschiedenen Einrichtungen evaluiert.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt das Forschungsprojekt im Rahmen des Programms „Forschung an Fachhochschulen“ mit rund 261.000 Euro.

Website Base-Talk