Als stark nachgefragtes Angebot der Jugendhilfe befasst sich die Schulsozialarbeit sowohl mit den Problemen, Themen und Fragen, die Schülern/-innen in ihre Schule hineintragen, als auch mit jenen, die in Schulen selbst entstehen. Schule wird dabei als Lebens- und Lernort verstanden, in dem gemeinwesenorientierte Schulstrukturen etabliert und demokratische Umgangsweisen eingeübt werden können. Ziel der Schulsozialarbeit ist die Kooperation zwischen schulinternen und schulexternen Instanzen. Hierzu zählt die konstruktive Vermittlung zwischen Lehrern/-innen, Schülern/-innen, Eltern, Jugendamt, Jugendarbeit und Schulamt. Neben Projekten, Begleitungen und Beratungen für die Schülerinnen und Schüler sollen Schulsozialarbeiter/-innen Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer organisieren und durch Gruppenarbeit demokratische Strukturen in Schulen unterstützen (Seithe 2008). Hierbei muss Schulsozialarbeit die strukturell bestehende Antinomie, im Handlungskontext Schule außerschulische Bildung zu ermöglichen, immer wieder neu bearbeiten. Das erfordert das Etablieren der Schulsozialarbeit als eigenständige Profession im Kontext Schule.
Somit fokussiert das Projekt drei zentrale Fragestellungen:
• Welche Bedarfe haben Schulsozialarbeiter/-innen im alltäglichen Handeln?
• Welche Unterstützungsformate braucht es für sie im heterogenen Schulalltag?
• Wie kann sich Schulsozialarbeit als eigenständige Profession in den Antinomien von leistungsorientierter Schulwelt und lebensweltbezogener Sozialer Arbeit etablieren?
Anknüpfend an die aktuellen bildungspolitischen Diskussionen zur Schulsozialarbeit strebt das Forschungsprojekt erstens eine enge Zusammenarbeit mit Schulsozialarbeitern/-innen im Kreis Mainz/Wiesbaden an und nutzt hierfür bereits existierende Kontakte. Rheinland - Pfalz bietet sich – neben der regionalen Verortung – insbesondere an, da es als Modellbundesland für die Ganztagsschule gilt. Wiesbaden verfügt nicht nur über eine gute Vernetzungsstruktur der Schulsozialarbeiter/-innen sondern auch über erste, interne Diskurse, die das Thema der Professionalisierung als eigenständiges Feld der Sozialen Arbeit thematisieren. Da sich das Thema Schulsozialarbeit auch auf die außerschulische Jugendarbeit konzentriert, die ihre Angebote, bedingt durch die Ganztagsschulstruktur, zunehmend in den Kontext der Schule verlagert, soll es zum zweiten in einem späteren Projekt auch um eine Exploration bestehender Angebote gehen und die damit verbundene Frage, wie Jugendarbeit und Ganztagsschule sinnvoll kooperieren können. Drittens wird langfristig eine Kooperation mit dem Institut für Lehrerbildung angestrebt, um über das Thema der Schulsozialarbeit in seiner Relevanz und Eigenständigkeit zu informieren und gleichberechtigte Arbeitsbündnisse zu diskutieren und viertens in Kooperation mit dem ifw (Institut für Fort- und Weiterbildung der KH) Bedarfe von Schulsozialarbeiter/-innen in Kontext einer Weiterbildung aufzugreifen.
Bereits im Herbst 2018 wurde die qualitative Pretest Phase abgeschlossen (neun Experteninterviews), deren Auswertung nun ansteht, bevor es dann in die Datenerhebungsphase geht. Dazu werden ca. 20 Experteninterviews mit Schulsozialarbeitern und -sozialarbeiterinnen aus dem Raum Mainz/Wiesbaden geführt, die durch Interviews aus dem bildungspolitischen Kontext ergänzt werden. Rückgekoppelt werden die Ergebnisse des Forschungsprojektes an die Praxis im Rahmen eines Fachtages, der für Anfang 2020 (zweite Projektphase) geplant ist. Mittelfristig soll auf Basis des Projekts eine passgenaue mehrmodulige Weiterbildung für SchulsozialarbeiterInnen entstehen, die in Kooperation mit dem ifw entwickelt wird, die Bedarfe der Praxis aufgreift und mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, handlungsorientieren Konzepten und Methoden kombiniert.