Seit November finden Bücherbegeisterte an der Hochschule eine neue Anlaufstelle zum Lesen, Tauschen, Diskutieren. Der Bücherschrank, der zwischen der KH Mainz und der Agentur für Arbeit zu finden ist, konnte im Zuge einer erfolgreichen Spendenaktion realisiert werden. Zum Dank an alle Spender*innen sowie zur offiziellen Einweihung hatten die Initiatorinnen der Aktion, Professorin Dr. Ulrike Gerdiken und Dr. Britta Kalscheuer, alle Interessierten am 09.01.2025 zu einer Lunch-Lesson in die Aula der KH Mainz eingeladen.
Der für die Anschaffung des Bücherschranks erforderliche Betrag von 4526 Euro konnte durch zahlreiche Spenden auf der Plattform betterplace, einem Beitrag der Hochschule sowie die Spenden folgender Einrichtungen erzielt werden, denen ein besonderer Dank galt:
- Katholische Erwachsenenbildung Hessen
- BB-Bank
- Volksbank Darmstadt/Mainz
- Agentur für Arbeit Mainz
Bücher tauschen, Wissen schaffen, Demokratie stärken
Kann ein kleiner Bücherschrank tatsächlich die Demokratie stärken und gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern? In ihrem Impulsvortrag unter dem Titel Kleiner Schrank - Große Wirkung? Wie Bücherschränke Demokratie und Diskurs stärken ging Ulrike Gerdiken dieser Frage nach und beleuchtete die gesellschaftliche Bedeutung von Projekten der Kulturellen Bildung. Welchen Beitrag das Lesen für die Demokratieerziehung und -förderung leisten kann, unterstrich Britta Kalscheuer im Laufe der Lunch-Lesson mit Lesetipps und Buchvorstellungen für alle Altersklassen.
„Demokratieförderung beginnt, wo Menschen bereits mit einfachen Mitteln und für eine kurze Zeit zum Denken und Diskutieren angeregt werden. Über Bücher kommen wir ins Gespräch, was wiederum bedeutet, zu diskutieren, eine eigene Meinung zu finden und begründen zu können, andere Meinungen anzuhören und auszuhalten“, betonte Ulrike Gerdiken. Wer mit anderen diskutiere und sich auseinandersetze, der handele bereits politisch und im weitesten Sinne demokratisch. „Denn Demokratie bedeutet ja, in den Diskurs zu gehen, alle Stimmen zu hören, Minderheiten zu beachten, die Dinge dann abzuwägen, Kompromisse zu erzielen und so zu einem Ergebnis zu kommen“, ergänzte Gerdiken.
Kulturelle Bildung als grundlegendes Bildungskonzept
Vor diesem Hintergrund leisteten soziokulturelle Projekte, wie öffentliche Bücherschränke, einen niedrigschwelligen Beitrag für das gesellschaftliche Miteinander und damit für die Förderung der Demokratie. „Das Bildungskonzept, von dem wir dabei ausgehen, ist die Kulturelle Bildung. Kulturelle Bildung hat zum Ziel, soziale, politische und kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Sie will Menschen befähigen, das eigene Leben zu gestalten und darauf aufbauend, die Gesellschaft mitzugestalten“, erklärte Ulrike Gerdiken.
Aus der Forschung wisse man längst, dass die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur das Selbstbewusstsein von Menschen stärke und sie darin fördere, sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen, diese zuzulassen und zudem etwas Neues, Ungewohntes auszuprobieren. „All das sind Voraussetzungen für Demokratie, sind Voraussetzungen für eine Gesellschaft, in der alle Menschen gut leben und sich einbringen können und alle ein Mitspracherecht haben. Darum ist Kulturelle Bildung, ist ein vielfältiges, niederschwelliges, öffentliches Kulturangebot so wichtig“, unterstrich Gerdiken.
Hochschule als Ort Kultureller Bildung
Der Bücherschrank passe in das Selbstverständnis der KH Mainz, an der der Kulturellen Bildung ein großer Raum zukomme - beispielswiese in denMedienblockwochen, in denen sich Studierende auf vielfältige Weise künstlerisch ausprobieren können. Hinter diesen Angeboten stehe die Überzeugung, dass die Auseinandersetzung mit Kunst und Kreativität Menschen im besten Sinne allgemein bildet. „Als Teil der wissenschaftlichen Community, als Teil der Kirche und als Teil der Stadtgesellschaft wollen wir uns dafür einsetzen, dass unsere Gesellschaft weiterhin eine diskursfreudige, demokratische und gleichberechtigte bleibt und immer mehr wird“, hob Ulrike Gerdiken abschließend hervor.