Sechs Sozialarbeiterinnen aus Argentinien, Australien, Ghana, Kirgisistan, Slowenien und Spanien haben am 18.09.2024 die KH Mainz besucht, um sich mit Bachelor- und Masterstudierenden zu aktuellen Themen der Sozialen Arbeit auszutauschen und die Soziale Arbeit in unterschiedlichen Ländern kennen zu lernen. Das Treffen wurde in Kooperation des Fachbereichs Soziale Arbeit und Sozialwissenschaften und dem Council of International Fellowship Germany, vertreten durch Dorte Feierabend und Claudia Schulz, ermöglicht.
„Der Austausch mit unseren Besucherinnen gibt unseren Studierenden die Gelegenheit, einen ganz persönlichen Einblick in die Soziale Arbeit anderer Länder zu erhalten und sich mit Kolleginnen aus aller Welt zu vernetzen. Deshalb haben wir uns sehr gefreut, dass dieses Treffen an der KH Mainz stattfinden konnte“, betont Professorin Dr. Judith Lehnart, die gemeinsam mit Professorin Dr. Kristina Kieslinger die Veranstaltung begleitete.
Gesellschaftlicher und politischer Stellenwert Sozialer Arbeit
In ihren Heimatländern sind die Sozialarbeiterinnen überwiegend im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, aber auch im Gesundheitswesen, der Wohnungslosenhilfe sowie im Kontext häuslicher Gewalt tätig. Die Präsentationen zur Arbeit vor Ort hätten deutlich gemacht, dass Soziale Arbeit in den Ländern sehr unterschiedlich organisiert sei. Darüber hinaus erfahre Soziale Arbeit je nach Land eine ganz andere gesellschaftliche und politische Gewichtung, berichtet Kristina Kieslinger. „Spannend war zum Beispiel der Stellenwert von Sozialer Arbeit in Spanien. Berufsverbände haben in jeder Region eine Ethikkommission, um Beschwerden über Sozialarbeiter*innen zu prüfen und gegebenenfalls Schritte einleiten zu können, die von Empfehlungen bis hin zum Entzug der Lizenz reichen können. Dahinter steckt auch eine Stärkung des Professionsverständnisses und der Kompetenzen Sozialer Arbeit“, erläutert Kristina Kieslinger.
Fokusthema: Sozialökologische Transformation
Welche Rolle spielen die Herausforderungen und Bedrohungen durch die Klimakrise für Sozialarbeiter*innen und deren Klient*innen? Diese Frage sei für die Teilnehmenden aus allen Ländern von großer Bedeutung. „Der Austausch hat gezeigt, dass gerade die Zielgruppen der Sozialen Arbeit zum Beispiel von Naturkatastrophen besonders betroffen sind“, erzählt Judith Lehnart. Zugleich hätten die Teilnehmenden berichtet, dass der Rechtfertigungsdruck auf Soziale Arbeit wachse. Zunehmend müsse argumentiert werden, warum für Klient*innen Geld investiert werden soll, statt die Mittel in den Wiederaufbau zu stecken. So würden Menschen gegeneinander ausgespielt und Konflikte verschärft.
Vernetzung für demokratische Prozesse und politische Bildung
Beide Professorinnen betonen mit Blick auf die Veranstaltung die große Bedeutung der internationalen Vernetzung für demokratische Prozesse und die politische Bildung innerhalb des Studiums. Zudem sei es wichtig für die künftigen Sozialarbeiter*innen, Gleichgesinnte zu suchen und kennen zu lernen, um sich nicht als Einzelkämpfer*in zu fühlen, sondern von einem Netzwerk getragen zu sein. Dies unterstreicht das Resümee einer Teilnehmerin am Ende des Treffens: „Obwohl wir alle aus unterschiedlichen Ländern und Kontexten kommen, arbeiten wir am gleichen Ziel: Menschen zu befähigen ihr eigenes Leben und eine bessere Zukunft zu gestalten.“