Schriftgröße A A A

ANAA+KO - Aktivierung und Beratung bei Demenz

Hintergrund

Derzeit leben ca. 60 Prozent aller Menschen mit einer Demenzerkrankung zu Hause und werden von pflegenden Angehörigen betreut. Das Wissen um die Demenzerkrankung führt häufig dazu, dass alltägliche und kognitive Anforderungen vermehrt zurückgenommen werden.

Zielsetzung

Zu welchen Effekten führt eine multimodale (alltagspraktische und kognitive) Aktivierung im häuslichen Setting bei Menschen mit einer gering- bis mittelgradigen degenerativen Demenz? Hypothese: Die multimodale Aktivierung führt während des 6-monatigen Interventionszeitraums im Vergleich zur Kontrollgruppe zu verbesserten bzw. in der Prä-Post-Analyse zu konstanten alltagspraktischen und kognitiven Fähigkeiten.

Forschungsdesign und Methode

Multizentrische, randomisiert-kontrollierte Verlaufsstudie mit einer Intervention: Individuell angepasste, manualisierte, alltagspraktische Aktivierung durch pflegende Angehörige an 6 Tagen/Woche für je 60 Minuten sowie 1x/Woche eine 30-minütige kognitive Aktivierung durch geschulte ProjektmitarbeiterInnen über einen Zeitraum von 6 Monaten. Begleitend (1x/Woche) werden die pflegenden Angehörigen durch geschulte Pflegefachpersonen bzw. ProjektmitarbeiterInnen in Form von kleinteiliger Schulung und Beratung unterstützt. Kontrollgruppe: Standardversorgung, keine speziellen Aktivierungen.

Ethische Überlegungen: Die an Demenz erkrankten Personen wurden soweit möglich informiert und um Zustimmung gebeten. Angehörige bzw. gesetzliche BetreuerInnen wurden umfassend aufgeklärt. Schriftliche Einverständniserklärungen liegen vor. Daten wurden anonymisiert.

Stichprobe: Gesamtstichprobe von 72 ProbandInnen mit einem irreversiblen Demenzsyndrom (MMST ≤24 u. ≥12, SIDAM+ integrierter HIS ≤ 4).

Datenerhebung: Primäre Outcomevariablen: ADL-Fähigkeiten (E-ADL-Test) und kognitive Fähigkeiten (ADAS-kog); sekundäre Outcomevariablen: Ausmaß der Pflegebedürftigkeit (PAS) inkl. der instrumentellen Aktivitäten des täglichen Lebens (IADL) und der geriatrischen Gesamtsymptomatik (NOSGER-Skala) der an Demenz erkrankten Personen (Fremdbeurteilungen); Lebensqualität (WHOQOL-BREF) und Belastung der pflegenden Angehörigen (HPS) (Selbstbeurteilungen).

Datenanalyse: Prä-Post-Analyse mit multivariaten statistischen Verfahren.

Ergebnisse

ADL-Fähigkeiten: In der Aktivierungsgruppe gibt es nach 6 Monaten mehr verbesserte bzw. stabilisierte Fälle als in der Kontrollgruppe. Der Unterschied ist allerdings nicht signifikant. Vergleicht man die Werte der Ausgangsuntersuchung mit den Werten der 6-Monats-Untersuchung, so zeigt sich in der Aktivierungsgruppe keine signifikante Veränderung, während sich der Wert in der Kontrollgruppe signifikant verschlechtert (Wilcoxon-Test, p=0,01). Beim ADAS-COG zeigen sich keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Pflegeabhängigkeit: in der Aktivierungsgruppe gibt es signifikant mehr stabilisierte bzw. verbesserte Fälle als in der Kontrollgruppe (p=0,048). NOSGER: In der Aktivierungsgruppe zeigen sich signifikant mehr stabilisierte bzw. verbesserte Fälle als in der Kontrollgruppe (p=0,019). Angehörige: weder zur LQ noch zur Belastung zeigen sich signifikante Veränderungen.

Schlussfolgerungen und Empfehlungen

Zusammenfassend gibt es Hinweise, dass die Integration der Aktivierung in oder die Ausbildung neuer Alltagsroutinen sich bewährt hat und Symptome einer Demenz positiv beeinflussen kann. Die alltagspraktische Aktivierung durch pflegende Angehörige / Bezugspersonen ist unter der Bedingung der kleinteiligen Beratung machbar. Die Übernahme dieser Aufgabe scheint ohne Einfluss zu sein auf die Lebensqualität der Angehörigen; es gibt keine signifikanten Hinweise auf einen Anstieg der Belastung.

Auf einen Blick

ProjektleitungProf.in  Dr. Renate Stemmer (KH Mainz)

Stellv. ProjektleitungProf. Dr. Martin Schmid (Hochschule Koblenz)
FinanzierungBundesministerium für Bildung und Forschung
Laufzeit2010 - 2013