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shalk - Selbsthilfegruppenarbeit bei Aphasie zur Steigerung der Lebensqualität und Kompetenz

Hintergrund

Jährlich erleiden in Deutschland ca. 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Davon zeigen 15% dauerhaft eine neurologische Sprachstörung, Aphasie. Neben den gravierenden Auswirkungen auf die Kommunikation leiden die Betroffenen wie auch ihre Angehörigen insbesondere unter den psychosozialen Folgen. Ihre Lebensqualität ist massiv eingeschränkt. So können bis zu 80% der Betroffenen nicht mehr in ihren Beruf zurückkehren. Sie leiden unter Einbußen in der Selbständigkeit sowie sozialer Isolation. Bei mehr als 60% tritt eine Depression auf. Auch die Angehörigen entwickeln emotionale und physische Probleme.

Zielsetzung

Insbesondere Selbsthilfeangebote können hier hilfreich sein. Aphasie-Selbsthilfegruppen werden jedoch anders als in anderen Bereichen meist nicht von den Betroffenen selbst geleitet und bergen damit den Nachteil, dass die Betroffenen passive Hilfsempfänger/-innen bleiben. Zudem nutzt nur ein geringer Teil der Betroffenen Selbsthilfeangebote. Für Angehörige existiert derzeit in Deutschland kein eigenständiges, systematisches Angebot.
Ziel des Verbundprojekts shalk der Katholischen Hochschule Mainz und der Hochschule Fresenius Idstein ist es, Menschen mit Aphasie in die Lage zu versetzen, eigenständig Gruppen aufzubauen, zu leiten oder andere organisatorische Aufgaben in der Selbsthilfe zu übernehmen. Im Kern geht es also darum, die Lebensqualität der von Aphasie betroffenen älteren Patientinnen und Patienten zu verbessern und die negativen sozialen Implikationen, die eine solche neurologische Sprachstörung oftmals mit sich bringt, abzumildern. Durch ein zusätzliches Angebot für die Angehörigen soll auch das Umfeld Entlastung erfahren.

Methoden

Um diese Ziele zu erreichen, werden eine Schulung, angepasst an die sprachlichen Fähigkeiten, und eine anschließende Begleitphase konzeptioniert. Die Schulung wird an Elemente gelingender Gruppenarbeit, die zunächst in der Arbeit mit bereits bestehenden Gruppen erhoben werden, und Ansätze der Ermöglichungsdidaktik anschließen. Dies wird mit sprachtherapeutischer Expertise verknüpft. Parallel soll ein niederschwelliges Angebot für die Angehörigen etabliert werden. Es wird erwartet, dass damit Selbsthilfeangebote attraktiver werden, und dass die Erfahrungen von Autonomie und Selbstwirksamkeit sowie sozialer Einbindung die Lebensqualität der betroffenen Leitungspersonen wie auch der Gruppenteilnehmenden steigern. Auch für die Angehörigen wird eine Entlastung erwartet. Für beide Gruppen soll damit die Aktivitätsphase verlängert werden, so dass erst zu einem späteren Zeitpunkt ein intensiverer Rückgriff auf soziale und medizinische Hilfen notwendig wird.
Für die beteiligten Hochschulen ergibt sich ein Wissenszuwachs im Bereich der Versorgung älterer Menschen, womit sich neue Wege im Umgang mit dem demographischen Wandel erschließen. Außerdem trägt das anwendungsorientierte Projekt zu einer engen Vernetzung von Wissenschaft und Praxis bei. Für Sprachtherapeuten/-innen kann sich ein neues Handlungsfeld im Sinne einer professionell beratenden und anleitenden Tätigkeit ergeben. Das Schulungskonzept erscheint überdies auch für die Arbeit mit anderen Gruppen wie z.B. Parkinson-Patienten/-innen vielversprechend.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt das Forschungsprojekt im Rahmen der Förderlinie „SILQUA-FH“ des Programms „Forschung an Fachhochschulen“ mit rund 495.000 Euro.

Auf einen Blick

Projektkoordination und -leitungProf.in Dr. Sabine Corsten, Katholische Hochschule Mainz
ProjektleitungProf.in Dr. Norina Lauer, Hochschule Fresenius Idstein
FinanzierungBundesministerium  für Bildung und Forschung
Laufzeit2016 - 2019
PublikationenCorsten, S., Lauer N. & Schimpf, E. (2014). Verbesserung sozialer Teilhabe von Menschen mit Aphasie: Chancen von Gruppenarbeit. Forum Logopädie, 28(6): 28-34.