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Rahmenlehrplanentwicklung für die Physiotherapieausbildung in Rheinland-Pfalz

Hintergrund

Von April 2016 bis Mai 2017 leitete und koordinierte das Projektteam der Katholischen Hochschule Mainz die Arbeit der Lehrplankommission des Landes Rheinland-Pfalz. Die Lehrplankommission setzte sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Ausbildungsschulen und weiterer zentraler Akteure im Bereich der Physiotherapie zusammen. Hierzu zählten die Krankenhausgesellschaften, die Verbände für Physiotherapie, die Krankenkassen, weitere medizinische Einrichtungen sowie das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung.
Das gültige Gesetz über die Ausübung der Berufe in der Physiotherapie und die entsprechende Ausbildungs- und Prüfungsordnung stammen aus dem Jahr 1994. Seit dieser Zeit haben sich sowohl die beruflichen Anforderungen als auch die Anforderungen an die Ausbildungsstrukturen stark verändert. Aufgrund der demografischen Entwicklung und der damit einhergehenden Multimorbidität werden Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten immer häufiger zur Behandlung von älteren chronisch kranken Menschen hinzugezogen. Gleichzeitig gewinnen eine sektorenübergreifende Gesundheitsversorgung und die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Physiotherapie mit anderen Gesundheitsberufen weiter an Bedeutung.
Hinzu kommen sich verändernde Denk- und Handlungsmuster innerhalb des Gesundheitssystems, die sich auf das Gesundheitsverständnis, die Behandlungsplanung oder auch die Bedeutung von Qualitätssicherung und Effizienz in den Gesundheitsfachberufen auswirken. Während Kernaufgaben wie Befunderhebung (Diagnostik), Therapieren, Anleiten, Schulen und Beraten natürlich weiterhin ihren berufskonstituierenden Bestand haben, geschieht dies zunehmend unter anderen Prämissen und auch vor dem Hintergrund einer Weiterentwicklung des „State of the Art“. Prominente Stichworte in diesem Kontext sind etwa Clinical Reasoning, Evidenzbasierung und ICF (International Classification of Functioning Disability and Health). Gemäß der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Gesundheit als ein Zustand des umfassenden körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens zu verstehen und nicht lediglich als das Freisein von Krankheit und Gebrechen. In Anlehnung daran beschreibt die ICF die Kriterien Körperfunktion und Körperstrukturen, Aktivitäten und Partizipation, Umweltfaktoren und Persönliche Faktoren (WHO 2001).

Die Physiotherapie erbringt Leistungen an Personen und Gruppen, um eine größtmögliche Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des Menschen über die gesamte Dauer des Lebens hinweg zu entwickeln, zu erhalten und wiederherzustellen. Die Berücksichtigung der ICF ermöglicht es hierbei, die biologischen, psychologischen, sozialen und individuellen Aspekte einer erkrankten Person in den physiotherapeutischen Zusammenhang zu stellen. Es ist eine Forderung und Herausforderung, dieses Verständnis und die daraus resultierende therapeutische Herangehensweise in den Inhalt der Ausbildung an den Berufsfachschulen zu integrieren.

Zielsetzung

Der zwischenzeitlich vorliegende neue Rahmenlehrplan nimmt folglich fachliche und berufspädagogische Aktualisierungsanforderungen gleichermaßen in den Blick. Kernelemente sind die Kompetenz-, Handlungs- und Lernfeldorientierung. An die Stelle der bisherigen Fächerstruktur treten künftig die sogenannten Lernfelder. Der Lehrplan beinhaltet eine modularisierte Curriculum-Struktur. Die für die Berufsausübung erforderlichen Kompetenzen werden auf der Grundlage konkreter beruflicher Problemstellungen entwickelt und erlernt.

Ziel ist die Vermittlung einer umfassenden professionellen Handlungskompetenz. Auf dieser Grundlage hat die Lehrplankommission Module für alle drei Ausbildungsjahre entwickelt. 
Nach erfolgreichem Projektabschluss erfolgte Anfang Juni 2017 die Übergabe des neuen Curriculums an das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz. Dieser wird nach entsprechender Genehmigung für alle Physiotherapieschulen in Rheinland-Pfalz verbindlich sein.

Auf einen Blick

ProjektleitungProf. in Dr. Susanne Schewior-Popp
Fachwissenschaftliche ExpertiseProf.in Dr. sc. hum. Andrea Reißig
Dr. Marion Riese 
Wissenschaftliche MitarbeiterinDörthe Höhle M.A.
FinanzierungMinisterium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz
Laufzeitbis 31.05.2017